US-Präsident Biden und seine Versprecher: Das gesprochene Wort (2025)

Monatelang hat die Welt auf einen Deal zwischen Israel und der Hamas gewartet. Immer wieder liefen die Verhandlungen unter Beteiligung der US-Regierung ins Leere. Nun, wenige Tage vor dem Ende seiner Amtszeit, konnte US-Präsident Joe Biden vor die Kameras treten und sich zu der lang erhofften Einigung äußern. Es dürfte der letzte große Erfolg des Demokraten in seiner politischen Karriere sein. In einer kurzfristig anberaumten Pressekonferenz wollte er den Deal erklären – und fand dabei nicht immer die richtigen Worte.

In Anwesenheit seiner Vizepräsidentin Kamala Harris und seines Außenministers Antony Blinken verkündete er den erreichten Geiseldeal zwischen Israel und der Hamas und einen Waffenstillstand im Gazastreifen. Bereits nach 18 Sekunden stolperte der scheidende US-Präsident dann ein erstes Mal.

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Seinen Worten zufolge habe der Krieg in Gaza begonnen mit dem »brutalen Massaker der Hisbollah am 7. Oktober«. Wenige Sätze zuvor hatte er noch richtig auf die Hamas verwiesen. Jetzt verwechselte er diese mit der Schiitenmiliz aus dem Libanon. Harris und Blinken bemühten sich im Hintergrund sichtlich, trotz des Versprechers Contenance zu wahren. Wenige Minuten später unterlief Biden eine weitere Verwechslung. Auch in diesem Fall stimmte zumindest noch der Anfangsbuchstabe.

Biden bedankte sich bei dem Emir von Kuwait für seinen Einsatz in den Verhandlungen. Dieser hatte mit dem Deal allerdings wenig zu tun. Stattdessen bemühte sich der Emir von Katar, über Monate zwischen den Konfliktparteien zu vermitteln. Der US-Journalist Gregg Carlstrom witzelte daraufhin auf X, dass die lobenden Worte aus Washington für den Emir von Kuwait wohl sehr verwirrend sein müssten. Biden selbst fiel die Verwechslung nicht auf. Dem Demokraten ist jedoch bewusst, dass er regelmäßig ein wenig daneben liegt.

Er sei eine »Fauxpas-Maschine«, hat Biden einmal über sich gesagt. Wie er darauf kommt, dürfte so ziemlich jedem Beobachter einleuchten: Regelmäßig gibt es beim amtierenden US-Präsidenten Momente, in denen man sich fragt: Hat er das jetzt wirklich gesagt? Die Antwort lautet praktisch immer: Ja, hat er. Zum Beispiel alles das hier:

Der Präsidentschaftsbewerber, der in den Senat will

Februar 2020, Donald Trump ist US-Präsident – und bei den Demokraten tobt der Vorwahlkampf. Einer der Bewerber für die Präsidentschaftskandidatur ist Joe Biden – möchte man meinen: Bei einem Auftritt in South Carolina stapelt er erstaunlich tief: »Mein Name ist Joe Biden, ich bin ein demokratischer Kandidat für den US-Senat«, sagt er. Mit der Wahl in den Senat wird es dann aber doch nichts.

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Das »geringfügige Eindringen«

Es ist Ende Januar 2022, die Welt fragt sich, ob Putins Russland tatsächlich einen Krieg gegen die Ukraine anfängt. Was sagt Joe Biden? »Es ist eine Sache, wenn es sich um ein geringfügiges Eindringen handelt.« Und er fährt fort: »Aber wenn sie tatsächlich das tun, wozu sie mit den an der Grenze zusammengezogenen Streitkräften in der Lage sind, dann wird das für Russland eine Katastrophe werden.« Geringfügiges Eindringen? Was soll das sein? Das Weiße Haus bemüht sich hinterher um Schadensbegrenzung; würden sich russische Streitkräfte über die ukrainische Grenze bewegen, sei das eine Invasion, habe Biden Putin gesagt. Immerhin ihm.

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Die Herzen des iranischen Volkes

Ein paar Wochen später ist es passiert, Russland ist in der Ukraine einmarschiert – und die Welt geschockt. Noch hat sich die Armee des Diktators im Kreml nicht vor den Augen der Welt blamiert, nicht wenige fürchten den Fall Kiews in den kommenden Tagen oder Wochen. Verständlich, dass Joe Biden den Angegriffenen Mut zusprechen will: »Putin mag Kiew mit Panzern einkreisen, aber er wird niemals die Herzen und Seelen des iranischen Volkes gewinnen.«

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Um Gottes willen

Auch in den Wochen darauf zeigt Biden sich entsetzt von Putins Einmarsch – verständlicherweise. Ende März 2022 fällt eine Äußerung von ihm, der nicht wenige Menschen sicher sofort zustimmen – und doch fragt man sich, ob sie nicht etwas zu weit geht: »Um Gottes willen, dieser Mann kann nicht an der Macht bleiben«, sagt Biden über den Kremlchef. Hat der mächtigste Mann der Welt gerade öffentlich zum Sturz des Staatschefs einer Atommacht aufgerufen?

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Ein ranghoher Vertreter des Weißen Hauses fängt die Äußerung später wieder ein. »Die Botschaft des Präsidenten war es, dass es Putin nicht erlaubt sein darf, Macht über seine Nachbarn oder die Region zu haben. Er sprach nicht über Putins Macht in Russland oder einen Sturz der Regierung.«

Die Prostituierte mitten im Satz

Im April 2022 spricht Joe Biden im Rosengarten des Weißen Hauses über Waffengesetze. Dabei zieht er einen Vergleich mit der Tabakindustrie: Man solle sich vorstellen, diese wäre »immun dagegen, dass Prostituierte verklagt werden.« Ja, was wäre dann? Etwas mehr Sinn ergibt die Äußerung, wenn man annimmt, dass Biden statt von Prostituierten zu sprechen »prosecution« sagen wollte – also »Strafverfolgung«.

Klare Kante für Taiwan – oder doch nicht?

Würden die USA Taiwan unterstützen, falls China angreift? Nicht nur materiell, finanziell, moralisch – sondern direkt mit Truppen? Es gehört traditionell zur US-Außenpolitik, diese Frage offenzulassen. Im September 2022 antwortet Joe Biden jedoch in einem TV-Interview auf die Frage »Würden die US-Streitkräfte die Insel verteidigen?« folgendermaßen: »Ja, wenn es tatsächlich zu einem noch nie dagewesenen Angriff käme.« Er bejahte dies auch auf Nachfrage. Das Interview war aufgezeichnet. In der begleitenden Sendung erklärte die Moderatorin, dass das Weiße Haus nach dem Interview mit Biden klargestellt habe, dass sich die US-Politik nicht geändert habe. Die USA würden offiziell nicht sagen, ob amerikanische Streitkräfte Taiwan verteidigen würden.

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Viele von Bidens Versprechern wirken ungestüm und irritierend – in diesem Fall könnte es sich um ein bewusstes Verwirrspiel handeln: Schon im Mai 2022 hatte Biden sich ähnlich geäußert. Wollte man China maximal im Unklaren lassen – dann sollte man es vielleicht genau so angehen.

Wo ist Jackie?

Ende September 2022 hält Joe Biden eine Rede im Weißen Haus anlässlich einer Konferenz zum Thema Hunger, Ernährung und Gesundheit. Ermöglicht worden war diese unter anderem von der Republikanischen Abgeordneten Jackie Walorski. »Jackie, bist du hier? Wo ist Jackie?«, fragt Biden während seines Auftritts. Walorski kann nicht antworten. Sie ist Anfang August bei einem Autounfall ums Leben gekommen – worauf sich Biden dazu in einer Erklärung »schockiert und traurig« zeigte. »Sie wurde von Mitgliedern beider Parteien für ihre Arbeit respektiert«, erklärte er damals. Anderthalb Monate später sucht er sie im Publikum.

Bidens Sprecherin Karine Jean-Pierre sagte im Anschluss an die Konferenz, der Präsident habe bei der Konferenz Walorskis Namen genannt, weil er an die verstorbene Abgeordnete gedacht habe.

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Mailand oder Madrid

Es ist eine beliebte Disziplin bei vielen Menschen: Orte durcheinanderbringen, die ähnlich klingen. Dem Fußballer Andreas Möller hängt noch der ihm zugeschriebene Spruch über seine Wechselabsichten nach: »Mailand oder Madrid – Hauptsache Italien«. George W. Bush verwechselte einst Slowenien und die Slowakei. Joe Biden nimmt auch an diesem Wettbewerb teil, unter anderem machte er im November 2022 Kambodscha zu Kolumbien. »Ich möchte dem Ministerpräsidenten dafür danken, dass Kolumbien das Asean-Bündnis anführt«, sagte er dem kambodschanischen Regierungschef Hun Sen in Phnom Penh.

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Schon vor seiner Abreise hatte Biden vor Journalisten erklärt, er sei »auf dem Weg nach Kolumbien« – korrigierte sich dann jedoch rasch und sagte: »Ich meine Kambodscha«.

Nur das Beste für die Queen

Für Ratlosigkeit sorgte Biden vor wenigen Wochen bei einer Veranstaltung im US-Bundesstaat Connecticut. Im Fokus stand dabei weniger seine Rede als die Art, wie er sie beendete: Nach einem Vortrag zur Verschärfung der Waffengesetze auf einem Sicherheitsgipfel rief der 80-jährige Demokrat von der Bühne aus »God save the Queen, man«, bevor er das Mikrofon beiseite legte.

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Was wollte Biden damit sagen? Auf welche Königin bezog er sich? Hat er vielleicht was nicht mitbekommen? All das: unklar. Der Auftritt wurde zum Twittertrend und zur Steilvorlage für Fox News und andere konservative und rechte Medien.

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Später sagte die stellvertretende Pressesprecherin des Weißen Hauses, Olivia Dalton, Biden habe mit der Äußerung »jemanden in der Menge« gemeint. Einzelheiten nannte sie nicht. Kommentatoren wiesen jedoch darauf hin, dass Biden den Satz schon mehrfach verwendet hat, mitunter zur Auflockerung einer Situation.

Indien, China, Ukraine, Irak

Zweimal in nur zwei Tagen das falsche Land – was dem US-Präsidenten diese Woche unterlief, ist selbst für Joe Biden ungewöhnlich. Am Dienstagabend sprach er auf einer Wahlkampfveranstaltung über den Besuch bei Indiens Premierminister Narendra Modi wenige Tage zuvor. »Sie haben wahrscheinlich meinen neuen besten Freund gesehen – den Premierminister eines kleinen Landes, das jetzt das größte der Welt ist, China – ich meine, entschuldigen Sie, Indien.«

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Einen Tag später kam Biden auf einer Reise nach Chicago mit Journalisten ins Gespräch. Dort wurde er gefragt, ob der russische Machthaber Wladimir Putin in seinem Angriffskrieg gegen die Ukraine durch den Aufstand der Wagner-Söldner geschwächt worden sei. Bidens Antwort: »Das ist wirklich schwer zu sagen. Aber er verliert eindeutig den Krieg im Irak.«

US-Präsident Biden und seine Versprecher: Das gesprochene Wort (2025)

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Author: Gregorio Kreiger

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